Rund um Siehdichum
Zu allen Jahreszeiten lohnt sich ein Waldspaziergang um den historischen Weiler Siehdichum und die umliegenden Gewässer. Selbst im Hochsommer können Wanderer hier einen kühlen Kopf bewahren. Naturgenuss und Einkehr haben an diesem Ort lange Tradition.
Jahrhundertelang trennte die Schlaube die Konfessionen. Westlich des Bachlaufes gehörten die Ländereien zur evangelischen Herrschaft Friedland; östlich der Schlaube zum katholischen Zisterzienserkloster Neuzelle. Bereits 1746 ließ Gabriel Dubau, Abt des Klosterstifts Neuzelle, seinen Mönchen auf der steilen Landzunge zwischen Schlaube und Hammersee ein sogenanntes „Jäger Hauß“ errichten. Ihm werden die Worte „Hier sieh dich um“ zugesprochen, nach denen zunächst der Wohnplatz und später auch die Gemeinde benannt wurden. Vielleicht hatte schon Dubau die Schönheit dieses Gebietes erkannt.
Die Schlaube folgt hier weitgehend ihrem natürlichen Lauf und durchfließt von Süd nach Nord den Großen Treppelsee, Hammersee und Schinkensee. Wer bei letztgenanntem schon ans Mittagessen denkt, ist jedoch auf dem Holzweg: Viele hiesige Ortsnamen haben ihren Ursprung in der sorbischen Sprache. Der Name Schinkensee leitet sich vom Niedersorbischen sćina für Schilfrohr ab und nimmt Bezug auf den Röhrichtgürtel, der den See umgibt. Tatsächlich sind schilfbewachsene Ufer im Schlaubetal eher die Ausnahme. Bei Hammersee und Großem Treppelsee handelt es sich um Kesselseen, deren Ufer besonders steil abfallen, so dass zwischen trockenem Hang und tiefem Wasser kaum Platz für das Schilfrohr bleibt, das gleichermaßen Licht und Wasser liebt.
Während die schmalen, meist von Schwarz-Erlen bestandenen Bereiche der Schlaube für die Fischerei eher ungeeignet sind, wird das offene Wasser der Seen seit Jahrhunderten zum Fischfang genutzt. Besonders unter der intensiven Karpfenzucht des letzten Jahrhunderts haben die Seen jedoch sehr gelitten. Auch wenn die großen Futtersilos mittlerweile verschwunden sind und hier seit den letzten Jahren nur noch extensiv gefischt wird, hat sich die Wasserqualität noch nicht von den Nährstoffeinträgen erholt. Nur anspruchslose Arten können sich in den Standgewässern behaupten. Mit ein wenig Glück lassen sich Plötzen, Rotfedern, Schleie oder auch ein kapitaler Karpfen beim „Sonnenbad“ beobachten. In den flacheren Gewässerbereichen gedeihen See- und Teichrose. Eisvogel, Haubentaucher und Fischadler finden sich oft zur Nahrungssuche und manchmal auch zur Balz am Wasser ein.
Stattliche Buchen, Eichen und Hainbuchen säumen die Hänge, die mal sanft, mal steil zum Ufer abfallen. Weiter oben auf den trockeneren Hügelkuppen wachsen noch viele Kiefern, doch allerorten mischen sich junge Laubbäume darunter. Der Waldumbau ist hier bereits in vollem Gange. Dazu gehört nicht nur, dass wieder vermehrt Laubbäume in den Forsten wachsen, sondern auch dass Bäume verschiedenen Alters direkt nebeneinander stehen. Vor allem die älteren Exemplare mit großen Stammdurchmessern sind besonders wertvoll. Eine Schlüsselfunktion nimmt in der Lebensgemeinschaft des Waldes der Schwarzspecht ein. Er zimmert seine Bruthöhlen bevorzugt in alte Buchen und schafft damit einen begehrten Wohnraum, der gern von bis zu 50 anderen Tierarten nachgenutzt wird. Zu ihnen gehören viele Vögel, die sich im Gebiet gut beobachten lassen wie Waldkauz, Hohltaube, Star, Gänsesäger und Schellente.
Im naturnahen Mischwald bedeckt zwischen den Blaubeerbüschen ein dichter Teppich aus Laub und Zweigen den Boden. Überall raschelt es: Rötelmäuse, Zauneidechsen und Amseln finden hier reichlich Nahrung. Vom zeitigen Frühjahr bis in den Sommer zeigt sich in der Krautschicht ein blütenreicher Jahreszeitenaspekt: Blauviolette Leberblümchen und schneeweiße Buschwindröschen, duftende Salomonsiegel und Maiglöckchen, elegante Schwalbenwurz und graziler Waldwachtelweizen. Seltene Orchideen wie Rotes Waldvöglein und Braunrote Ständelwurz wachsen mancherorts direkt am Wegesrand. Auffällig ist auch das Weißfleck-Widderchen, das im Juni und Juli von Pflanze zu Pflanze schwirrt.
Wo der Förster kranke oder tote Baumveteranen sich selbst überlässt, richtet sich der imposante Hirschkäfer im morschen Holz seine Kinderstube ein. Dort verbringen die Larven bis zu ihrem Schlupf mehrere Jahre. Die erwachsenen Tiere findet man in Mai und Juni.
Adresse
15890 Siehdichum OT Schernsdorf
Gebiet
- Naturpark Schlaubetal
Kategorien
- Wanderrouten
Zielgruppen
- Familien & Kinder
- Junge Leute
- Senioren
- Schulklassen