Zurück aus der Aufzuchtstation – Das Biosphärenreservat hat über 6000 neue Moorfrösche

Am 05.04.2024 erschien die letzte Meldung zu dem Projekt SOS arvalis, nun kehren die jungen Moorfrösche zurück nach Brandenburg. Als Reaktion auf zusammenbrechende Populationen und das schrittweise Verschwinden des Moorfrosches (Rana arvalis) startete 2023 das Rettungsprojekt mit dem Ziel, mehr Zeit für den Moorfrosch zu gewinnen. 

2024 wurde das Projekt fortgeführt: Nach einer Kartierung der balzenden Moorfrösche und anschließendem Absammeln von Laichballen im März wurden die Froscheier von Florian Bibelriether und Ute Thiergärtner in der AmphiConsult-Aufzuchtstation zu kleinen Moorfröschen herangezogen. Nachdem fast alle Kaulquappen das Wasser verlassen haben, wurden die jungen Braunfrösche am 22.05.2024 im Biosphärenreservat ausgesetzt.

Dabei gab es zunächst eine positive Überraschung: Statt der erwarteten 4000 Moorfrösche haben sich insgesamt etwa 6600 Frösche aus dem entnommenen Laich entwickelt! Dies liegt zum einen an der immer besser werdenden Erfolgsquote in der Aufzuchtstation, zum anderen aber auch an der schwer schätzbaren Menge Eier pro Laichballen während der Laichentnahme. So oder so können die Teiche und Gräben entlang der Elbe zusätzliche Moorfrösche gebrauchen, da diese trotz ihres europäischen Schutzstatus als FFH-Anhang-IV-Art immer mehr zur Rarität in deutschen Tümpeln werden.

Doch die kleinen Moorfrösche werden nicht wahllos im Gebiet verteilt. Zunächst wird der Nachwuchs zurück in die Spendergewässer gebracht, aus denen ursprünglich der Laich entnommen wurde. So wird gewährleistet, dass die Laichspende keine negativen Auswirkungen auf die Ursprungspopulationen hat und diese stabil bleiben. Zwischen 250 und 350 Moorfrösche wurden so in jedes der drei Entnahmegewässer zurückgeführt.

Anschließend wurden die übrigen Frösche an ausgewählten Standorten ausgesetzt. Durch die hohen Aufzuchterfolge konnte dieses Jahr erstmals die Deichrückverlegung bei Lenzen in das Projekt miteinbezogen werden. Damit steigt die Anzahl der Aussetzstandorte auf drei – neben dem Lenzener Bereich wurden auch Frösche in Lebensräumen nahe Wittenberge und Rühstädt ausgewildert. Von den etwa 2000 Fröschen pro Standort werden leider nicht alle zu erwachsenen Tieren, die sich nächstes Jahr im blauen Balzkleid am Gewässer präsentieren – Klimawandel, Prädatoren und menschliche Nutzung der Landlebensräume sorgen dafür, dass nur ein Bruchteil der Nachzuchten den Frühling erreicht, um selber Eier abzulegen. Durch die Unterstützung in den ersten Wochen haben die Moorfrösche jedoch schon einen guten Vorsprung erhalten: In freier Wildbahn erreichen nur 3% der gelegten Eier das Stadium des erwachsenen Frosches, in der AmphiConsult-Aufzuchtstation sind es mittlerweile gut über 70%.

Was die Moorfrösche jetzt brauchen, sind aber keine Teiche, Tümpel oder Seen. Ihre Laichgewässer suchen die Tiere nur im Frühjahr zur Fortpflanzung und Eiablage auf, danach ziehen sie sich in ihre Sommerlebensräume zurück. Das sind oft nasse Wiesen und Grünländer, insektenreiche Hochstaudenfluren, Bruchwälder oder feuchte Gebüsche.

Mehr Informationen über den Moorfrosch und das Projekt SOS arvalis gab es beim Tag der Biosphäre im Vortrag „SOS arvalis – Starthilfe für junge Moorfrösche“

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 29.05.2024