Vielfalt in der Flusslandschaft: Entdeckungen seltener Pflanzenarten in den Brenndolden-Auenwiesen

Die Brenndolden-Auenwiesen, bekannt als Lebensraumtyp 6440 nach der Europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, sind ein prägendes Element des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe in Brandenburg. Im Elbtal gedeihen diese Wiesen dank regelmäßiger Mahd oder Beweidung, besonders an wechselfeuchten Standorten, die von zeitweiligen Überschwemmungen geformt sind. In Deutschland sind die Brenndolden-Auenwiesen insgesamt selten und kleinräumig verteilt, wobei ein bedeutender Anteil dieser Lebensräume in Brandenburg liegt. Daher trägt das Land Brandenburg eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieses Lebensraumtyps.

In den Jahren 2021 bis 2023 hat die Naturwacht umfangreiche Brutvogelkartierungen u.a. in den Grünlandflächen des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe durchgeführt. Insgesamt 3000 Hektar in den Gebieten am Achterdeich, im Vorland Mödlich bis Kleinwootz, den Löcknitzwiesen, Breetz bis Melkerweg südöstlich von Lenzen und Cumlosen wurden untersucht. Während dieser Erfassung wurden nebenbei viele Pflanzenarten der Roten Liste Brandenburg aus dem Jahr 2006 erfasst. Darunter waren auch zahlreiche charakteristische Pflanzenarten für die Brenndolden-Auenwiesen.

Besonders hervorzuheben sind hier das Graben-Veilchen (Viola stagnina), das Spießblättrige Helmkraut (Scutellaria hastifolia) und die Wiesen-Silge (Silaum silaus), die als wertbestimmende und kennzeichnende Arten für den Lebensraumtyp gelten.

Die Ergebnisse für die erfassten Flächen sind erfreulich: Sie zeigen, dass der Artenkorb an charakteristischen Pflanzenarten größer ist als bisher angenommen. Darüber hinaus weisen diese Grünlandflächen eine hohe Dichte an weiteren Pflanzenarten der Roten Liste von Brandenburg auf, darunter das Acker-Quellkraut (Montia arvensis), die Quendel-Seide (Cuscuta epithymum), der Sardische Hahnenfuß (Ranunculus sardous) und das Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus).

Um diese einzigartigen Lebensräume zu erhalten und weiterzuentwickeln, sind die spezifischen Bedingungen vor Ort entscheidend. Dazu gehören lehmige bis tonige, zum Teil sandüberlagerte Auenböden mit schwankendem Überflutungs- oder Drängewassereinfluss und ein abwechslungsreiches Bodenrelief, das sogenannte Mesorelief. Eine extensive landwirtschaftliche Nutzung ohne Düngung durch einmaliges Mähen, gegebenenfalls Beweidung mit Nachmahd, ist ebenfalls von Bedeutung. Biotopspezifische Nutzungstermine sollten eingehalten werden. Falls eine Aushagerung erforderlich ist, sind maximal zwei Weidegänge oder zwei Schnitte pro Jahr sinnvoll. Diese sorgfältig abgestimmten Maßnahmen tragen dazu bei, die Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 06.08.2023