Seltene Pflanzenarten in der Elbtalniederung entdeckt

Botanische Kartierungen der Naturwacht Brandenburg im Gebiet des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg bestätigen nach langer Zeit Vorkommen des Scheiden-Goldsterns (Gagea spathacea) am Rudower See. Bei Mödlich und im Bereich der Deichrückverlegung Lenzen konnte das Zerstreutblütige Vergissmeinnicht (Myosotis sparsiflora) – in Brandenburg eine typische Stromtalart – gefunden werden. Funde des Wasser-Greiskrauts (Jacobaea aquatica) am Kringeldeich und an Gräben in den Auenwiesen östlich Wittenberge ergänzen das erfreuliche Ergebnis. Alle drei Arten sind in Brandenburg sehr selten.

Die Auswertung der Pflanzenfunde in der Westhälfte des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe - Brandenburg aus dem Jahr 2021 schlossen Mitarbeitende der Naturwacht und Verfasser der Roten Liste der Gefäßpflanzen in Brandenburg in diesem Monat ab.

Für weitere Überraschungen sorgten neue Nachweise von sehr seltenen Arten wie dem Deutschen Filzkraut (Filago germanica) und dem Kahlen Ferkelkraut (Hypochaeris glabra) auf den sandigen Böden südlich von Boberow, dem Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris) in den Wiesen bei Alt Eldenburg und dem Acker-Quellkraut (Montia arvensis subsp. chondrosperma) bei Wootz und Lütkenwisch. Auch von der einzigen Orchideenart, die nicht im Bestand gefährdet ist, dem Breitblättrigen Sitter (Epipactis helleborine), gingen neue Nachweise ein.

Eine imposante Blütenpracht bescherten die großen Bestände der Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris) mit über 3.000 Pflanzen bei Gandow und Nausdorf. Die gelb blühende Primelart ist charakteristisch für Frischwiesen und Halbtrockenrasen. Als Frühblüher ist sie mit Beginn des Aprils eine wichtige Nektarquelle für Insekten. Naturinteressierte können die Blüte bald beobachten. In Brandenburg ist die Art gefährdet und steht gleichfalls auf der Roten Liste.

Durch den modernen, globalisierten Lebensstil der Menschen nehmen auch nicht einheimische Pflanzenarten stark zu. So gab es neue Nachweise vom ursprünglich aus Südafrika stammenden Schmalblättrigen Greiskraut (Senecio inaequidens). Die Pflanze gelangte im späten 19. Jahrhundert durch Baumwollimporte nach Norddeutschland. Andere Funde belegen Vorkommen des Eschen-Ahorns (Acer negundo) oder der Stachelgurke (Echinocystis lobata) in der Ufervegetation der Elbe. Wuchsstarke Neophyten können einheimische Pflanzen sogar verdrängen.

Alle erfassten Pflanzen übermitteln die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht an das Landesamt für Umwelt Brandenburg. Die gesammelten Daten helfen bei naturschutzfachlichen Fragestellungen und Strategien. Ebenso erfasst die Naturwacht regelmäßig Tiere im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. Neben den regulären Monitoringprogrammen zu Fischotter, Kranichen oder anderen Zug- und Rastvögeln halten die Mittlerinnen und Mittler zwischen Mensch und Natur auch Zufallsbeobachtungen interessanter Tiere fest.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 15.03.2022