Nachhaltiger Waldumbau im Fokus: Biosphären-Kuratorium besucht Forstbetrieb Saldern’sche Waldgemeinschaft Jackel
Die Exkursion führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kuratoriums in das Waldgebiet Jackel zwischen Bad Wilsnack und Perleberg, wo der Forstbetrieb etwa 930 Hektar Fläche bewirtschaftet. Ein Teil dieser Fläche ist als Totalreservat ausgewiesen, in dem keine Bewirtschaftung stattfindet und die Natur sich frei entwickeln kann. Der Fokus der Veranstaltung lag jedoch auf den ca. 650 Hektar Wirtschaftswald, in denen ein Konzept zur nachhaltigen Forstwirtschaft verfolgt wird.
Herausforderungen durch Klimawandel und neue Ansätze
Lewin von Saldern, Vertreter der Waldgemeinschaft, erläuterte zu Beginn der Exkursion die Hintergründe und Herausforderungen der Flächenbewirtschaftung. Der Betrieb erlebte in den letzten Jahren erhebliche Veränderungen durch klimatische Einflüsse. Große Stürme, anhaltende Trockenheit und Schädlingsbefall führten – wie an vielen Orten – zu erheblichen Schäden, insbesondere bei Fichten- und Kiefernflächen. Die bisherige Praxis des Altersklassenwalds, bei der Bestände einheitlicher Baumarten und Alters angelegt wurden, hat sich als wenig widerstandsfähig gegenüber diesen Herausforderungen erwiesen.
Von Saldern stellte daher ein Konzept vor, das auf Diversität, Naturverjüngung und Dauerwaldprinzipien setzt, um auch in Zukunft mit dem Wald wirtschaftliche Erträge erzielen zu können. Ziel ist es, Mischwälder mit Laub- und Nadelbaumarten sowie unterschiedlich alten Bäumen zu etablieren, um das Risiko von Totalausfällen zu minimieren und die Widerstandskraft gegenüber extremen Wetterereignissen zu erhöhen. Dabei wird insbesondere auf Naturverjüngung gesetzt, ergänzt durch gezielte Pflanzungen verschiedener Baumarten. Auch der Wasserrückhalt spielt eine wichtige Rolle, um das Mikroklima und die Vitalität des Waldes langfristig zu sichern. Es wurde jedoch aus dem Besucherkreis angemerkt, dass behördliche Genehmigungsverfahren bei Bau- und Planungsprojekten zum Wasserrückhalt oft sehr lange dauern, was die Umsetzung erschwert.
Technische Anpassungen und ökologische Ziele
Seit 2017 führt der Betrieb schrittweise neue Maßnahmen zum Waldumbau ein. Im Sommer 2024 wurde dann der Entschluss gefasst, den Waldumbau konsequent zu forcieren. Um die Böden zu schonen und eine bessere Struktur zu fördern, wurde das System der klassischen Rückegassen von 20 auf 40 Meter Abstände erweitert. Dies reduziert die Bodenverdichtung und ermöglicht eine ökologisch verträglichere Bewirtschaftung. Durch den Einsatz von Maschinen auf Moorbändern wird zusätzlich der Bodendruck verringert. Die Rückegassenstruktur trägt außerdem dazu bei, dass Wasser besser im Boden gehalten wird und das Waldinnenklima stabiler bleibt.
Besonderes Augenmerk liegt auf Totholz im Wald, das als wichtiger Lebensraum für zahlreiche Tierarten fungiert und zusätzlich zur Verbesserung des Waldinnenklimas beiträgt, weil es Wasser wie ein Schwamm speichert. Das Belassen von stehendem Totholz fördert zusätzlich die Biodiversität und wirkt als natürliche Barriere gegen Wind und Austrocknung.
Besonders relevant ist zudem die am Waldbau ausgerichtete Jagd. Nur wenn das sogenannte verbeißende Schalenwild (insb. das Rehwild) konsequent bejagt wird, haben die jungen Bäume eine Chance zu wachsen. In Brandenburg ist der Rehwildbestand seit 1955 um den Faktor 10 (!) gewachsen, was zu großen Schäden in den Brandenburger Wäldern führt.
Aufnahme als Partnerbetrieb
Im Rahmen der Kuratoriumssitzung wurde der Forstbetrieb Saldern’sche Waldgemeinschaft Jackel offiziell als Partnerbetrieb des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe-Brandenburg aufgenommen. Dieser Schritt wurde von den Teilnehmenden der Exkursion ausdrücklich begrüßt, da der Betrieb die Prinzipien der nachhaltigen Landnutzung auf vorbildliche Weise umsetzt und weiterentwickelt.
Das Netzwerk der Partnerbetriebe des Biosphärenreservats umfasst Unternehmen, die sich durch besonders nachhaltige Wirtschaftsweisen auszeichnen und deren Tätigkeit mit den Zielen des Biosphärenreservats in Einklang steht.
Lewin von Saldern betonte, dass die Partnerschaft mit dem Biosphärenreservat einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung und zur Weiterentwicklung des nachhaltigen Betriebskonzepts leisten könne. Er lud die Kuratoriumsmitglieder ein, den Fortschritt der Maßnahmen in den kommenden Jahren regelmäßig vor Ort zu begutachten.
Mit der Aufnahme in das Netzwerk der Partnerbetriebe wird der Forstbetrieb Saldern’sche Waldgemeinschaft Jackel fortan als Vorbildbetrieb für nachhaltige Forstwirtschaft innerhalb der Biosphärenregion wahrgenommen.
Weitere Themen der Kuratoriumssitzung
Neben der Exkursion standen bei der 59. Kuratoriumssitzung noch weitere Themen auf der Tagesordnung. Dazu gehörten Berichte zur Personalsituation in der Biosphärenreservatsverwaltung, der Vertragsunterzeichnung mit der „Biosphären-Gemeinde“ Wittenberge, der aktuelle Stand des Auenentwicklungsprojekts „Blaues Band Deutschland“, der Baukulturwettbewerb 2025 sowie die Anpassung der Geschäftsordnung des Kuratoriums. Auch die Zertifizierung und Rezertifizierung von Partnerbetrieben sowie Anpassungen bei der Handlungsanweisung zum Vollzug der Eingriffsregelung waren Gegenstand der Beratungen.
Das Kuratorium des Biosphärenreservats
Das Kuratorium des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe-Brandenburg ist ein beratendes Gremium, das sich aus Vertreterinnen und Vertretern von Behörden, Kommunen, Wirtschafts- und Umweltverbänden sowie weiteren Interessengruppen zusammensetzt. Zu den Mitgliedern zählen beispielsweise Vertreter des Wasser- und Bodenverbandes, der Bauernverbände, der Landesforstverwaltung und des Kreisanglerverbandes. Das Kuratorium trifft sich zweimal jährlich, um wichtige Themen und Entwicklungen im Biosphärenreservat zu besprechen und zu beraten. Weitere Informationen sind auf der Webseite des Biosphärenreservats zu finden: Kuratorium im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg.
Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 19.03.2025