Moorschonende Bewirtschaftung in der Prüfung
Für Landwirt Helfried Schreiber aus Boberow hat sich die aufwendige Antragsstellung von Fördermitteln für eine moorschonende Technik bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) gelohnt, denn nun steht die geförderte Technik auf seinem Hof. Wie wirkungsvoll die Fördermittel der Brandenburger Moorschutzrichtlinie „ProMoor“ sind, ermitteln der Landwirt und wissenschaftliche Mitarbeiter der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) vor Ort in Boberow.
Konkret geht es um die Zwillingsbereifung am Traktor, welche den Bodendruck mindern und dadurch weniger Schäden am Moorkörper verursachen soll. Der Traktor kann nicht mehr buchstäblich im Moor versacken. Denn das ist gut möglich: Der weiche Moorboden nimmt bereits den Bodendruck eines Menschen beim Gang über das Moor auf und gibt ihn schwingend zurück.
Die Untersuchungsfläche befindet sich dicht am Nausdorfer Kanal. Auf dem Weg dorthin liegt In einigen Geländesenken der schwarze Moorboden frei. Hier ist die Grasnarbe durchbrochen und die Reifen des Traktors sind trotz Zwillingsbereifung etwas eingesunken. Moorboden besteht nur aus organischer Substanz und hat – hinreichend feucht- keinen eigenen Widerstand. Den bekommt er durch Pflanzen, je nach Pflanzenart in unterschiedlicher Stärke. Seggenriede haben eine relativ gute Tragfähikeit, denn sie haben den höchsten Scherdruck. Gemeint ist der Widerstand, der durchbrochen werden muss, bis die Wurzeln im Boden abreißen bzw. bis die tragende Wurzelschicht durchbrochen wird (hier bis zu 54 Kilo Pascal, kPa). Geschieht das, gibt es im feuchten Boden kein Halten mehr. Drei Mitarbeiter der Hochschule Eberswalde messen an verschiedenen Stellen den Scherwiderstand vor und nach der Befahrung mit dem Traktor sowie die Spurtiefe der Reifen. Zuvor nahmen sie die zum Teil mannshohe geschützte Vegetation des feuchten Standorts auf.
Der Traktor mit der breiten Zwillingsbereifung sinkt beim Mähen kaum in die Grasnarbe ein, nur das Profil der Stollen ist im Boden zu sehen – ca. 4 cm tief. Die Messung erfolgt bei einem Reifendruck von 2,5 bar und einer Mäh- Geschwindigkeit von circa 6 km/ha. Für weitere Messungen lässt Landwirt Schreiber den Luftdruck in den Zwillingsreifen auf 1,0 bar ab. Dadurch wird die Auflage der Reifen noch größer und der Bodendruck kleiner. Wie sich das auf die Spurtiefe auswirkt und welchen Einfluss unterschiedliche Geschwindigkeiten auf den Bodendruck haben, soll zusätzlich untersucht werden.
Die Moorschutzrichtlinie „ProMoor“ legte das Land Brandenburg auf, um eine nachhaltige Moorbewirtschaftung zu ermöglichen. Ziel ist es, feuchte Moore schonend landwirtschaftlich nutzen zu können, ohne Schäden am Moorkörper und der Vegetationsdecke zu verursachen. Moore binden sehr viel CO2. Wird Moorboden entwässert, trocknet der Moorboden aus und gibt seine Nährstoffe frei. Dabei freigesetztes CO2 verstärkt den Treibhauseffekt und trägt zum Fortschreiten des Klimawandels bei. Zusätzlich gelangt ein hoher ausgewaschener Phosphatanteil in die Oberflächengewässer. Hier führt er zur Eutrophierung. Als unerwünschte Folge treten oft Blaualgen in den Gewässern auf.
Eine Präsentation verdeutlicht die angewandten Techniken des ausgelaufenen Förderprogramms im Rahmen der ProMoor-Richtlinie: Link
Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 21.07.2021