Mais-Stangenbohnen Anbau – Eine Chance für mehr Artenvielfalt in der Landwirtschaft

In Kooperation mit drei Landwirtschaftsbetrieben werden im Biosphärenreservat seit 2019 der Mischanbau von Mais zusammen mit Stangenbohnen zur Produktion von Biogas und dessen Auswirkungen auf die Biodiversität wissenschaftlich untersucht. Mitarbeiter der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und das Büro für Landschaftsplanung Dziewiaty + Bernardy ermitteln die Vorkommen von Pflanzen, bodenbrütenden Vögeln und Insekten, die auf den Anbauflächen vorkommen. Erste Ergebnisse deuten auf eine Zunahme von Tier- und Pflanzenarten gegenüber reinen Maisbeständen hin. Bei den Erträgen werden eine etwas geringere Biomasse und ein erhöhter Eiweißgehalt erwartet. Ziel des Projektes ist eine Bewertung ökologischer und ökonomischer Aspekte der Anbaumethode sowie die Formulierung von Empfehlungen für künftige Agrarförderungen.

Für die Untersuchungen zur Biodiversität in Mais-Stangenbohnen-Gemengen wurden in Lüchow-Dannenberg und in der Prignitz jeweils 5 Probe- und 5 Kontrollflächen, insgesamt also 10 Untersuchungsflächen pro Landkreis angelegt. Die Auswahl der Flächen erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Landwirten, die entweder selber eine Biogasanlage betreiben oder zuliefern. Bei den Landwirten handelt es sich um konventionell wirtschaftende Betriebe.

In speziellen Versuchsanordnungen auf dem Feld wurde Anfang Mai ein Gemisch aus Mais und Stangenbohne auf jeweils einem Hektar ausgebracht. Eine Pufferzone von ca. 50 m um die Fläche soll Randeffekte vermeiden. Kurz nach der Einsaat konnte einmal gespritzt werden, um ein optimales Wachstum zu ermöglichen. Im weiteren Verlauf wurde auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet, da sonst die Stangenbohnen absterben würden. Als Nebeneffekt etablieren sich Bei- und Unkräuter in den Flächen. Dadurch ergibt sich ein leichter Ertragsnachteil gegenüber reinen Maisflächen, denn die Beikräuter konkurrieren mit dem Mais um Nährstoffe, Wasser und Licht. Die Futterqualität bleibt ungefähr gleich. Jedoch ergibt sich ein ökologischer Vorteil durch eine erhöhte Artenvielfalt.

Die Untersuchung der Flora und Fauna beschreibt eine Vielzahl von Arten, die auf herkömmlichen Maisflächen, den Kontrollflächen nicht vorkommen. Bei den Insekten, die hauptsächlich durch die Beikräuter angezogen werden, verstärkt sich der Effekt durch das Auftauchen der Gegenspieler bestimmter Arten. So leben Blattläuse auf dem Ackerunkraut Schwarzer Nachtschatten. Deren Gegenspieler die Marienkäfer sind nicht weit entfernt, sitzen manchmal auch auf der benachbarten Maispflanze ohne sie zu schaden. Fluginsekten wie Bienen und Hummeln sind als Bestäuber wichtige Dienstleister in Ökosystemen und fliegen die blühenden Beikräuter im Mais gerne als Nahrungsquelle an. Insgesamt werden 70 bis 80 Arten Laufkäfer, Spinnen und andere Insekten auf den Flächen vermutet.

Das erhöhte Vorkommen von Insekten ist besonders attraktiv für Vögel. Das Insektenfutter ist ein wichtiger Eiweißlieferant und Garant für die erfolgreiche Aufzucht der Jungvögel. Vornehmlich Feldlerchen und Schafstelzen nehmen deshalb diese neuen Habitate an. Auf den Flächen kommen neben dem Mais-Bohnen-Gemenge ca. 20 verschiedene Pflanzenarten vor, die den Vögeln zusätzlich optimalen Schutz für eine Brut ermöglichen. Die Ernte des Gemenges erfolgt erst lange nach Beendigung der Brutzeit, so dass eine Brut und die Jungenaufzucht erfolgreich beendet werden kann. Das Projekt und der Anbau von Mais und Stangenbohnen zeigen, dass nachhaltige Anauern bausysteme durchaus Erfolge erzielen. Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe werden Landwirte bei diesen Modellprojekten wissenschaftlich begleitet und tragen damit ihren Teil für mehr Artenvielfalt in der Agrar- und Kulturlandschaft bei. Auch die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen werden mit diesem Projekt konkret in der Region durch die Bauern umgesetzt.

 

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 20.07.2020