Laubholzsaat durch Praktikant*innen ausgebracht

Im Rahmen von Praktikum und Bundesfreiwilligendienst führten Praktikant*innen im September und Oktober dieses Jahres im Gebiet des Biosphärenreservats Laubholzsaaten durch. So wurden mehrere Hektar Waldfläche mit Lindensamen bestückt und 150 kg Eicheln als Saat in verschiedene Pflanzflächen eingebracht. Dies geschah sowohl in landeseigenen Flächen, aber auch, in Kooperation mit lokalen Projektpartnern, im Privatwald. Im Vordergrund steht dabei die ökologische Funktion des Waldes.

Die Saat ist hier ein Mittel zur Unterstützung des Waldumbaus, weg von Fichten- und Kiefernmonokulturen und hin zu artenreichen Mischwäldern. Vor dem Kontext des Klimawandels wird ein Mischwald mit standortheimischen Baumarten angestrebt, da Waldgesellschaften mit verschiedenen Baumarten Extremsituationen besser vertragen und der Verlust einer Baumart nicht zum vollständigen Absterben eines Bestandes führt. Außerdem ist in einem Mischwald mit hohem Laubholzanteil (z. B. Buche und Eiche) meist die Humusqualität besser, wodurch die Bodenentwicklung verstärkt und der Nährstoffentzug verlangsamt wird. Dazu kommt, dass Wälder, die von Laubwald dominiert sind, eine bessere Wasserbilanz als reine Nadelwälder haben, da Laubbäume über den Winter keine Blätter tragen und so keine Transpiration an diesen stattfindet. Dieser Umstand führt zu einer höheren Grundwasserneubildungsrate und einer stärkeren Wassersättigung des Bodens im Winter. Die Speicherorte für pflanzenverfügbares Wasser, die Mittelporen, werden mit Wasser gesättigt und ermöglichen den Bäumen über den Sommer längere Trockenphasen ohne Niederschlag zu überstehen.

Die Lindensaat hat Pioniercharakter, es soll herausgefunden werden, auf welchen Standorten sie sinnvoll eingesetzt werden kann und wie zukünftige Nutzungsszenarien aussehen. Bepflanzte Flächen wurden markiert, sodass sie später wieder aufgesucht werden können.

Die Eichelsaat nahm zeitlich einen größeren Rahmen als die Lindensaat ein. In verschiedenen aufgelockerten Kiefernbeständen wurden hier, durch die manuelle Einzelsaat von Eicheln (Stiel- und Roteiche), Lücken in bestehenden Eichen- und Buchenpflanzungen gefüllt. Die Vorgehensweise bei Linden- und Eichensaat ist grundsätzlich identisch. Mit einer Hacke oder einem Spaten wird ein kleines Loch ausgehoben bzw. ausgekratzt, dieses muss so tief sein, dass die Eichel Kontakt zum Rohboden hat. Danach wird das Loch mit ca. 1cm Boden verdeckt. Meistens wurde in einer Zweimannrotte gearbeitet, wobei eine Person die Löcher vorbereitete und die andere die Pflanzlöcher händisch bestückte. Im Abstand von mindestens einem Meter zu Naturverjüngung und Pflanzung, wurden nicht bepflanzte Kulturlücken mit manuellen Einzelpflanzungen der Zweimannrotten im Abstand von ca. 80cm (truppweise) gefüllt.

Im Gegensatz zur Pflanzung bringt die Saat den Vorteil, dass die Wurzelentwicklung natürlicher abläuft und es nicht zu Wurzelquetschungen oder zum Umknicken der Wurzeln kommt. Jedoch muss der Bestand großflächig frei von störender Bodenvegetation sein, damit die jungen Sprösslinge genug Licht abbekommen. Aus ökonomischer Sicht ist die Saat meist günstiger als eine Pflanzung und wenn sich die guten Erfahrungen aus den letzten Jahren bestätigen, wird sie zukünftig einen immer größeren Stellenwert einnehmen.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 06.11.2020