Gefährdete Schlingnatter im Fokus: Monitoring und Schutzmaßnahmen im Biosphärenreservat

Seit 2022 wird im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe über ein Monitoring durch die Naturwacht die Anwesenheit der Schlingnatter (Coronella austriaca, Laurenti 1768) erfasst. Ziel des Projekts ist es, langfristig die Populationsgröße dieser geschützten Art in der Region zu bestimmen.

Hintergrund

Das Monitoring wurde initiiert, nachdem 2019 erstmals eine Schlingnatter im Gebiet nachgewiesen wurde. Ihre Verbreitung im Nordwesten Brandenburgs ist weitgehend unbekannt (Rote Listen und Artenlisten der Lurche und Kriechtiere des Landes Brandenburg, 2004). Brandenburg führt die Art in der Kategorie "stark gefährdet". Deutschlandweit wird die Schlingnatter als "gefährdet" eingestuft (Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien, 2020). Die Schlingnatter ist zudem eine FFH-Art (Fauna-Flora-Habitat-Art) und genießt besonderen Schutz gemäß Anhang IV der FFH-Richtlinie. Die FFH-Richtlinie ist ein europäisches Naturschutzinstrument, das den Schutz gefährdeter Arten und natürlicher Lebensräume sicherstellen soll.

Der Grund für den Rückgang der Populationen ist laut IUCN (2016) die Intensivierung und Veränderung der Landnutzung. Die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) evaluiert weltweit Bedrohungen für Arten und fördert den Schutz von Natur und Ressourcen.

Monitoringmethoden

Das Monitoring wird mithilfe sogenannter künstlicher Verstecke (KV) durchgeführt. Diese bestehen aus geeigneten Materialien, die als Rückzugsort für Reptilien dienen. Die Verstecke sind nummeriert und mit Kontaktdaten versehen. Sie werden in Cluster-Form in potenziellen Lebensräumen ausgelegt.

Bei der Kontrolle werden die Verstecke angehoben, und gefundene Schlingnattern vorsichtig eingesammelt. Jede Schlange wird gewogen, gemessen und fotografiert, um individuelle Merkmale zu dokumentieren. Anschließend werden die Tiere an Ort und Stelle wieder freigelassen. Die KVs liefern zudem Daten über andere Arten, wie Blindschleichen, Zauneidechsen und Kleinnager.

Gefährdungen und Schutzmaßnahmen

Die größte Bedrohung für die Schlingnatter ist der Verlust geeigneter Lebensräume, insbesondere durch die Bewaldung von Ruderalflächen oder die Veränderung von Mooren. Im Biosphärenreservat bieten jedoch Bahn- und Stromtrassen wichtige offene Randbereiche, die erhalten und entwickelt werden sollten.

Derzeitige Bauprojekte, wie der Ausbau der Stromtrasse und der Bahnverbindung Hamburg-Berlin, stellen Herausforderungen dar, da Schlingnattern während ihrer Winterruhe in angrenzenden Flächen besonders gefährdet sind. Gleichzeitig bieten die renaturierten Bereiche Potenzial für die Besiedelung durch neue Populationen.

Empfohlene Schutzmaßnahmen:

  • Ökologisches Trassenmanagement

  • Erhalt und Neuschaffung von sonnenexponierten Waldsäumen

  • Keine Aufforstung von Ruderalflächen

  • Pflege von Hecken, Säumen und Moorrändern

  • Erhalt von Kleinstrukturen wie Totholz, Baumstubben und Steinhaufen

Ausblick

Das Monitoringprojekt liefert wertvolle Erkenntnisse über die Verbreitung und den Bestand der Schlingnatter im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. Langfristig sollen auf Basis der Ergebnisse Verbindungskorridore und weitere Schutzmaßnahmen entwickelt werden. Der Erhalt von Lebensräumen und eine nachhaltige Landnutzung sind Schlüsselfaktoren für das Überleben dieser gefährdeten Schlange.

Hinweis zur Autorenschaft
Die ursprüngliche Fassung dieses Artikels wurde von Vivian Führer verfasst, einer Studentin des Fachbereichs Landschaftsnutzung und Naturschutz an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, die ein Praxissemester bei der Naturwacht absolvierte. Der Text wurde redaktionell überarbeitet.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 25.11.2024