Für ein Glas Honig dreimal um die Welt
Junior-Ranger StorchenCamp der Naturwacht in Rühstädt
Freitagnachmittag um Vier. Für gewöhnlich ist vor der Grundschule Lenzen das Wochenende längst eingeläutet, doch heute ist alles anders. Eine muntere Kinderschar belebt den Vorplatz. Gemeinsam mit ihren Eltern tragen sie Matratzen, Zelte und Rucksäcke zu den Naturwachtautos und plappern aufgeregt mit ihren Freunden. Die Rangerinnen Marion und Ricarda haben alle Hände voll zu tun, ihre Fragen zu beantworten und dabei die Sachen zu verstauen. Zwanzig Kinder zwischen 6 und 15 Jahren freuen sich auf ein Camp Wochenende im Europäischen Storchendorf Rühstädt.
Mitte Mai, die Sonne lacht und in den Autos wird erst einmal geklärt, wer mit wem in welchem Zelt schlafen wird. An Bord zwölf Mädchen und Jungen der Naturwacht Arbeitsgemeinschaft „Kleine Frösche“ aus Lenzen, sechs weitere, die den AG-Schuhen entwachsen aber fest verwurzelt sind sowie zwei Jungen aus der Grundschule Groß Warnow. Die Ankunft gestaltet sich lebendig. Zelte aufbauen, Umgebung erkunden, Pläne schmieden. Am besten alles zugleich. Der Zeltplatz idyllisch von Weiden umrahmt, wilde Wiesen laden zu Abenteuern ein. Gemeinsam campen ist aufregend, spät wird es ruhig in dieser Nacht und mit dem ersten Hahnenschrei auch wieder laut. Munter geht es am Vormittag zu. Wie jagen Störche ihre Beute, fischen im trüben Wasser, oder stolzieren durch eine Wiese mit hohem Gras? Rangerin Daniela nimmt die Kinder mit in die Welt der Störche. An einem Modell aus kanalisiertem und naturnahem Fluss testen sie selbst, welcher der beiden Lebensräume das Wasser länger halten kann. Wasserspiele mit Botschaft, denn nur dort wo sich Wasser im natürlichen Auensystem ausbreiten kann, wird es selten zur Gefahr.
Mittagessen im Lebensraum der Zauneidechse. Auf einem Baumstamm sowie unter der Pergola schmeckt das Lieblingsgericht aller Kinder, Nudeln mit Tomatensoße. Kehrt wieder Ruhe ein, lässt sich das Eidechsenpaar wie gewohnt zum Sonnenbad nieder.
Szenenwechsel am Nachmittag. Von Rühstädt geht es nach Abbendorf. Imker Frank Schlünz hat nicht nur ein Händchen für Bienen, auf Augenhöhe teilt er seine Begeisterung für die fleißigen Honigmacher auch mit den Kindern. Lässt sie probieren, die Waben studieren, in Kästen schauen, den Bienenwagen begutachten. Keine langen Monologe, sondern Selbsterfahrung. Die Verkostung der süßen Naturleckerei geschieht voller Respekt, muss eine Biene, verglichen mit dem Flugaufwand, doch dreimal um die Welt um ein einziges Glas zu füllen.
Am zweiten Abend geht es ruhiger zu. Grillen, chillen, Storchenfeierabend mit Nachtwanderung im Schlosspark. Fledermäusen lauschen, bei Vollmond am Lagerfeuer sitzen, mit Nachtigallengesang einschlafen. Ruhe nach einem erlebnisreichen Tag. Der frühe Sonntag erstrahlt im Sonnenlicht und mit ihm die Kinder. Wilde Welten zur Frühstückszeit. „Wir haben eine Fledermaus“, kommen Finn und Gianluca aufgeregt aus der Wiese. Auf der Hand ein Abendpfauenauge mit ausgebreiteten Flügeln. Blau umrahmte Augenflecke auf rosarotem Grund. Abschreckung für Fressfeinde, ein hübscher Nachfalter ist ihnen da ins „Netz“ gegangen. Und so viel größer ist unsere kleinste Fledermaus nun auch nicht. Vormittagsexkursion an die Elbe. Weißer Strand, der zu Sandburgen einlädt. Ein Metallring ragt aus dem Sand. Was da wohl dranhängen wird? Emsiges Graben in Teamarbeit. Beinahe aussichtslos geben sie nicht auf und schaffen das Unmögliche. Ein großer rostiger Anker erblickt das Licht, gemeinsam geht eben alles. Noch einmal mit Füßen in den Fluss und dann ist auch schon wieder Schluss mit dem kurzen Campabenteuer. Viel zu schnell wie alle finden.
Und wieder nehmen die Sachen ihren Weg in die Fahrzeuge. Nicht ganz so schnell, mit etwas Wehmut und erschöpft, aber meist glücklich. „Der Imker war das Schönste“, wird Enola später berichten und sicher werden manch andere Geschichten ihren Erzähler finden. Ein Tier in Not das keines war, Rehe bellen eben um sich zu unterhalten und tropfende Weiden, obwohl es gar nicht regnete. Das Werk von Schaumzikaden. Und was machen wir im nächsten Jahr? Na ist doch klar, wieder ins Rangercamp fahren.
Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 29.05.2019