Ein Nest für den Fischadler - Bundesfreiwillige im Einsatz

Im Sommer wimmelt es von Störchen rund um unseren Arbeitsplatz in Rühstädt. Das Europäische Storchendorf, im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, ist mit jährlich über 30 Brutpaaren das storchenreichste Dorf Deutschlands. Doch auch innerhalb der Wintermonate, wenn sich die Störche in Afrika die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, gibt es im Biosphärenreservat viel zu tun. Heute geht es in den Wald und hoch hinaus in die Krone einer Kiefer, denn eines der seltenen Fischadlerbrutpaare benötigt einen neuen Niststandort.

Johanna Hefekerl: Am 9. Januar 2020 holte ich die dringend benötigte Nisthilfe für den Fischadler im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, in der Nähe von Berlin ab. Mit dem Dienstbus fuhr ich zwei Stunden durch Brandenburg nach Himmelpfort. Wo sonst die Wunschlisten der Kinder an den Weihnachtsmann eingehen, begrüßte mich mitten im Wald, ein älterer Mann mit Bart und zwei kleinen Hunden. Er erzählte mir ausgiebig von Fischadlern und den aus Zink angefertigten Nisthilfen, um die Adler beim Anlegen ihrer Horste zu unterstützen. Der Leiter der Naturschutzstation erklärte mir die fachgerechte Anbringung der Nisthilfe in einer Kiefer und auf welche Dinge dringend geachtet werden sollte. Zum Schluss luden wir die Materialien gemeinsam in den Bus ein und ich fuhr voller Tatendrang zurück zu meinen Kollegen nach Rühstädt.

Damit die Nisthilfe vom Fischadler genutzt werden kann, brauchte es noch weitere Schritte, die Michael, auch Bundesfreiwilliger im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, und ich erledigen mussten.

Wir schlugen die Nisthilfe mit Maschendrahtzaun aus, damit die Nistmaterialien nicht durch die großen Zwischenräume der Nisthilfe fallen konnten. Im Anschluss besorgten wir große und kleine Äste, um die Nisthilfe mit den Nistmaterialien ausfüllen zu können. Die Nisthilfe hat einen Durchmesser von circa einem Meter und ist 40 Zentimeter hoch, sodass wir viele dicke und dünne Äste sammelten, um die Nisthilfe füllen zu können.

Um unser Projekt „Nisthilfe für den Fischadler“ abschließen zu können, fuhr Michael mit der NATURWACHT in den Wald und brachte unsere Nisthilfe, zusammen mit Fachleuten, professionell in einer Kiefer an. Seine Erlebnisse im Wald schildert Michael in den nächsten Zeilen.

Michael Sedlmeier: Am frühen Morgen machte ich mich, zusammen mit dem Biosphären-Ranger Clemens auf den Weg. Bald mussten wir feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, einen bestimmten Baum im Wald zu finden. Doch mit Hilfe von GPS-Gerät und Kartenmaterial haben wir es letztlich trotzdem geschafft. Am richtigen Baum angelangt, erwartete uns auch schon der Fachmann. Nach einem kurzen Briefing verabschiedete er sich jedoch schon und zog sich über eine von ihm angebrachte Vorrichtung in den Baumwipfel hinauf. Dort angelangt begann er einen geeigneten Platz für die Nisthilfe zu schaffen. Zusätzlich installierte er einen Flaschenzug, über den wir ihm die benötigten Materialien nach oben schicken konnten. Während er sich oben austobte, hatten wir von unten die Möglichkeit, die ganze Aktion zu verfolgen und zu fotografieren. Nach kurzer Zeit stieß noch der örtliche Förster dazu. Wir freuten uns über seine Gesellschaft und die spannenden Informationen über Vorkommnisse im Wald – von Adler über Jäger, bis hin zum Wolf.

Das Hochziehen der Nisthilfe und des Nistmaterials forderte viel Zugkraft, aber zu viert stellte das keine große Herausforderung dar. Damit wir dem Baum keinen unnötigen Schaden zufügten, haben wir uns spontan dafür entschieden, den Horst mit wetterfesten Kabelbindern zu befestigen, statt zusätzliche Schrauben zu benutzen. Wir fuhren zum nächstgelegenen Baumarkt und ließen unseren Fachmann in der windigen und kalten Baumkrone zurück. Trotz knurrenden Mägen entschieden wir uns die Mittagspause nicht mit dem Baumarktbesuch zu verbinden – wahre Teamplayer. Zurück im Wald erspähte uns der Fachmann schon von weitem, aus seinem Adlerhorst und war froh, dass wir so schnell wieder zurückkehrten und die richtigen Kabelbinder besorgt hatten.

Als letzten Schritt zogen wir noch eine glatte Metallmanschette nach oben. Diese befestigte der Fachmann wie einen breiten, engen Ring um den Baum, damit Nesträuber, wie Waschbär oder Baummarder, den Baum nicht bis in die Höhe des Adlerhorsts erklimmen können. Zurück auf dem Boden angelangt verabschiedete sich der Fachmann von uns. Wir halfen ihm noch kurz beim Aufräumen, aber schlussendlich siegte der Hunger und wir machten uns auf den Weg zurück nach Rühstädt , zur wohlverdienten Mittagspause.

Johanna Hefekerl, Jahrgang 1995, hat vor Ihrem Bundesfreiwilligendienst im Biosphärenreservat noch keine Nestbauhilfe für Fischadler geleistet und war begeistert von den dafür nötigen Baumkletterkünsten. Sie hat „Landschaftsökologie und Naturschutz“ an der Uni Greifswald studiert und möchte ihre Erfahrungen aus dem ökologischen Bundesfreiwilligendienst gerne ins praktische Berufsleben einbringen.

Michael Sedlmeier, Jahrgang 1995, ist Bankkaufmann und möchte sich beruflich neu orientieren. Den ökologischen Bundesfreiwilligendienst im Biosphärenreservat sieht er als eine Art Linse, die ihm einen geschärften Blick auf sein zukünftiges Berufsfeld ermöglicht. Nach seinem Engagement in Rühstädt möchte er Umweltwissenschaften studieren. Er ist gespannt, wann das erste Fischadlerpaar auf der von ihm mit aufgebauten Nisthilfe brütet.

 

 

 

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 20.02.2020