Ein Gartenjahr ist vorüber: Im NABU-Garten gibt es zu jeder Saison etwas zu tun
Gartenfreund*innen kennen alle den Spruch: „Nach der Gartensaison ist vor der Gartensaison.“ Diesem Leitbild folgend beschäftigt sich die Gartenbeauftragte des NABU-Besucherzentrums Ellen Beuster auch in den Wintermonaten intensiv mit der Gestaltung des Außengeländes. Wie so ein Gartenjahr bei den Naturschützer*innen aussieht, lässt sich anhand der Jahreszeiten nachvollziehen.
Mit Auftakt der ersten Frühlingsboten begannen Aline Jacubeit und Ellen Beuster ihre Arbeiten als neue Teammitglieder des NABU und fanden sich direkt im Start der Gartensaison wieder. Für einen sinnvollen Einstieg nutzten sie die abgeholzten Bestände der Kopfweiden und erneuerten den Weidenzaun. Als Anschauungsobjekt und zur Inspiration für die Gäste wurden sowohl lebende Elemente als auch der bekannte Totholzzaun miteinander kombiniert. Solche „Eh da“-Materialien folgen dem Prinzip des naturnahen Gärtnerns, denn dem Garten wird weder etwas hinzugefügt noch entnommen. Im weiteren Verlauf achtete Ellen Beuster bei der Planung des Gemüsebeetes darauf, die Nachbarn sinnvoll miteinander zu kombinieren. „Eine bedachte Mischkultur hilft den Pflanzen, Krankheiten besser zu überstehen, teilweise die Wasserzufuhr selbst zu regulieren und Pflegearbeiten zu minimieren,“ erklärt sie. Dabei fügt sie hinzu „dass wir ausschließlich torffreie Erde nutzen und samenfestes Saatgut ausbringen.“ Als Kompetenzstelle für Agrobiodiversität (gefördert vom Land Brandenburg) informiert das NABU-Besucherzentrum Kleingärtner*innen zu allen Fragen rund ums naturnahe Gärtnern, gibt viele Tipps und versorgt Interessierte mit Saatgut alter Kulturpflanzen des Vereins zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen e. V. (VERN).
Baulich wagten sich die Mitarbeiter*innen an ein kleines Tomatenzelt, um einige Exemplare der Stabtomate mit besonderen Eigenschaften für Balkon und Freiland anzubauen. Auch die liebste Knolle der Deutschen, die Kartoffel, sollte ihren Platz im NABU-Garten finden. Weil der Raum im Gemüsebeet sehr begrenzt ist, wählte Ellen Beuster die Variante in die Höhe und errichtete zusammen mit ihren Freiwilligen drei Kartoffeltürme. Maschendrahtzaun zum Halt und in Schichten mit Erde, Stroh und Saatkartoffeln gefüllt, erweckten die grünenden Türme im Sommer das Interesse vieler Gäste. Einige von ihnen wurden sicherlich zum Nachmachen ermutigt. Weil die Ernte sehr unterschiedlich ausfiel, möchte das NABU-Team das Prinzip des Vertical Gardening optimieren und die Kartoffeltürme auch künftig ansetzen.
Im Spätsommer reiften die meisten Gemüsesorten aus und die Entscheidung zur Saatguternte wurde getroffen. Auch für Laien ist es interessant, ausgewählte einjährige Pflanzen ausblühen zu lassen und von diesen Saatgut zu nehmen. Über die blühenden Fruchtstände von Bohne, Erbse und Rettich freuten sich insbesondere die Insekten, wie die Schwebfliege und die Mauerbiene. Besonders leicht lassen sich Samen von Salaten und Radieschen ernten, die im Hochbeet vor Ort gezogen wurden. Diese und andere Gemüsesamen wurden getrocknet, gereinigt und in Tüten verpackt, um in der kommenden Saison in den nachhaltigen Gärten der Region erneut ausgebracht zu werden.
In der kalten Jahreszeit wurden vorsorglich viele Blumenzwiebeln um das NABU-Besucherzentrum gesteckt und mit etwas Glück und hoffentlich wenig Fraßschäden durch Wühlmäuse, werden die Weißstörche pünktlich zu ihrer Ankunft farbenfroh begrüßt.
Wer nun (noch mehr) Lust zum Gärtnern bekommen hat, kann sich nicht nur im NABU-Besucherzentrum Ratschläge geben lassen, sondern die Gartenexpert*innen bei den vielfältigsten Veranstaltungen besuchen. So z. B. 2020 in Wittenberge beim Langen Frische-Freitag und Apfelmarkt sowie zum Tag der Offenen Gärten in der Gemeinde Plattenburg.
Aktuell ist eine Saatguttauschbörse am So., den 21. Februar 2021 geplant. Diese gibt Kleingärtner*innen die Möglichkeit, selbst gezogenes Saatgut zu tauschen und sich mit samenfesten Sorten von VERN für die kommende Gartensaison einzudecken. Aufgrund der Hygiene- und Abstandsregeln berät sich das Team derzeit zu einer passenden Lösung, die einen Saatguterwerb weiterhin ermöglichen soll. Aktuelle Informationen werden zeitnah in der Presse sowie auf facebook.com/nabu.biz.ruehstaedt veröffentlicht.
Die Autorin Ellen Beuster ist als Mitarbeiterin beim NABU-Besucherzentrum in Rühstädt tätig.
Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 08.01.2021