Die Hohe Garbe wieder im Rhythmus der Elbe: BUND-Auenzentrum leistet mit Projekt "Lebendige Auen für die Elbe" wichtigen Beitrag zum Arten- und Klimaschutz!

Das aktuelle Hochwasser an der Elbe zeigt, die Baumaßnahmen im Projekt "Lebendige Auen für die Elbe" wirken: Der Fluss strömt in das ökologisch wertvolle Gebiet der Hohen Garbe ein und sorgt für Überschwemmungen, die für eine Aue typisch und lebenswichtig sind. Das BUND-Auenzentrum Burg Lenzen öffnete dafür in den vergangenen Jahren an mehreren Stellen einen alten Deich und hob ehemalige Flutrinnen aus. Das Projekt, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wurde, zählt mit rund 420 Hektar Überflutungsfläche zu den vier größten dieser Art in Deutschland. Nun neigt es sich nach acht Jahren dem Ende zu. Ein guter Anlass, um Bilanz zu ziehen.

Wasser ist Leben!

Ein zentrales Ziel des Projekts war die Hohe Garbe im Norden des Biosphärenreservats Mittelelbe (Sachsen-Anhalt) wieder an die Dynamik der Elbe anzubinden. Dazu hat das BUND-Auenzentrum zwei Flutrinnen durch Ausbaggerung wieder hergestellt und einen alten funktionslosen Deich an sieben Stellen geschlitzt. Seit 2020 können nun auch kleinere Hochwasser in das wertvolle Auengebiet einströmen, wie auch in diesen Tagen. „Das Wasser bringt neues Leben in den letzten größeren Auwald der unteren Mittelelbe“ freut sich Projektleiterin Meike Kleinwächter. Es füllt Senken und Mulden, die arten- und individuenreich von Urzeitkrebsen, Insekten wie Winterlibellen und verschiedenste Köcherfliegen, Amphibien wie Rotbauchunken, Laub- und Moorfrösche besiedelt werden – ein reich gedeckter Tisch also für Fische, Fledermäuse und Vögel. Zudem wird der Wasserhaushalt entscheidend verbessert. Bei Hochwasser speichern die Auen das Wasser und geben es bei Trockenheit nach und nach wieder an die Landschaft ab.

Wilder Wald darf wachsen

Durch den sehr erfolgreichen Erwerb von über 100 ha im Rahmen eines Bodenordnungsverfahrens kann sich zukünftig der gesamt Wald ohne menschliche Einflüsse entwickeln und sogar um 40 ha auf insgesamt etwa 225 ha vergrößern. Dazu hat das BUND-Auenzentrum mehr als 35 Pflanzkreise mit 14.000 auentypischen Bäumen und Sträuchern wie Eichen, Flatterulmen und Weiden angelegt. Von diesen bepflanzten Inseln aus kann sich der neue Wald zukünftig ausbreiten. Eine solche natürliche Waldentwicklung, ohne menschliche Eingriffe, ermöglicht eine optimale Entfaltung der biologischen Vielfalt und der Klimaschutzfunktion von Auwäldern. Ihre Böden und Vegetation binden große Mengen des klimaschädlichen Kohlenstoffs. „Der Auwald der Hohen Garbe ist einzigartig an der unteren Mittelelbe. Solche alten großen Auwälder, die sich selbst überlassen und vom Kommen und Gehen des Wassers geprägt sind, gibt es in dieser Größenordnung in Deutschland nur noch sehr selten“ fasst Dieter Leupold, der Koordinator für Naturschutz im Projekt, die Bedeutung der Hohen Garbe zusammen.

Gemeinsam vor Ort

Über das Projekt mit Anwohner*innen, Landnutzer*innen und Akteuren in der Region in einen intensiven und kontinuierlichen Austausch zu treten, war ein weiteres wichtiges Anliegen des BUND-Auenzentrums. „Hier bot unsere Auenwerkstatt das Forum nicht nur mit hoher Transparenz über Projektaktivitäten zu informieren sondern auch Beteiligungsformate zu realisieren: Sei es die gemeinsame Erarbeitung der preisgekrönten Auentour-App oder Pflanzaktionen, bei denen Anwohner*innen und Schulgruppen engagiert mitgewirkt haben“ so Sonja Biwer, die Koordinatorin für Umweltkommunikation im Projekt. Eine Vorgehensweise, die von einem Großteil der Anwohner*innen sehr geschätzt wurde, wie eine Befragung der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde ergab. „Sobald es die Pandemie zulässt werden wir uns vor Ort nochmal persönlich für die regionale Unterstützung im Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“ bedanken“, verrät Biwer.

Naturschutzgroßprojekt–Standortvorteil für die Region

Naturschutzgroßprojekte können in vielfacher Hinsicht zur Stärkung einer Region beitragen. „Rund zwei Drittel des Finanzvolumens in Höhe von 6,7 Millionen Euro sind im Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“ etwa über Flächenkäufe oder Vergabe von Aufträgen an lokale Firmen und Auftragnehmer*innen in der Region geblieben“ erläutert Kleinwächter. Zudem sind mit dem AuenReich im Park der Burg Lenzen oder der Auentour-App innovative Naturerlebnisangebote entstanden, die langfristig zur touristischen Wertschöpfung der Region beitragen. Durch eine mehrtägige Pressereise, die das BUND-Auenzentrum gemeinsam mit lokalen Anbietern ausgerichtet hat, sind deutschlandweit in verschiedensten Zeitungen Beiträge zur Schönheit der Elbtalaue im Vierlandereck erschienen –Anlass für viele Menschen im letzten Sommer einen der letzten naturnahen Ströme und seine zahlreichen besonderen Arten wie Seeadler, Störche oder Biber zu entdecken. „Als etablierter Akteur in der Region werden wir in Folgeprojekten daran weiterarbeiten sowohl Lebensräume länderübergreifend zu vernetzen, als auch die Menschen, die hier leben und wirken“ blickt Kleinwächter in die Zukunft.

Link zum Film über das Projekt "Lebendige Auen für die Elbe"

Link zur Broschüre im PDF-Format über das Projekt "Lebendige Auen für die Elbe"

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 05.03.2021