Die Gartensaison steht vor der Tür…

Im Burgpark der Burg Lenzen gibt es für jeden Gartenfreund etwas zu entdecken. Das historische Burgensemble wird von einem weitläufigen Park umrahmt, der Naturliebhaber und Kulturinteressierte gleichermaßen begeistern wird. Die verschiedenen Bereiche des Burgparks spiegeln dabei auch die Geschichte der Burg wieder und ergänzen neue Aspekte der Gegenwart. Vom Parterre-Garten im barocken Stil mit historischen Rosenarten über den NaturPoesieGarten mit Kunstwerkern von Bernd Streiter bis hin zum AuenReich mit modernen Outdoor-Erlebnisstationen zur Flusslandschaft bietet der Burgpark eine Fülle von Informationen und Entdeckungsmöglichkeiten. Wer sich auf Weg durch den Park macht, sollte Augen und Ohren offenhalten und Zeit mitbringen, um auch die kleinen Besonderheiten dieses Lebensraumes zu entdecken.

Warum nährstoffarme Böden großen Sinn machen

Magerbeete sind in unseren Gärten eher selten anzutreffen. Eigentlich schade, denn es gibt über 1.300 heimische Pflanzenarten die sich auf diese nährstoffarmen Standorte spezialisiert haben! Diese Pflanzen ziehen dann wiederum ein breites Spektrum an Insekten an – Biodiversität selbstgemacht.

Unser Standtort für das Magerbeet ist der Bereich zwischen den Eingängen des Gästehauses. Hier wurde der Oberboden abgetragen und eine Drainageschicht aus schadstofffreiem Schotter bzw. Bauschutt eingetragen um Staunässe zu vermeiden. Darauf wurde eine dicke Schicht aus einem Sand-Schotter-Gemisch aufgetragen. In diesem Untergrund wurden verschiedenste heimische Wildpflanzen gepflanzt, die es trocken und nährstoffarm mögen.

Auf dem recht jungen Standort sind heute schon prächtige Königskerzen und Natternkopf-Pflanzen zu sehen. Ebenso säumen unglaublich robuste Sedumarten (Dickblattgewächse) die Beetkante. Die ersten Blüten von Storchschnabel und Wolfsmilch bringen die erste Farbe auf das Beet. Ein ungestalteter Sandhaufen wurde bereits von bodennistenden Wildbienen besiedelt. Diese sind besonders gefährdet, da sie mit den angebotenen Insektenhotels leider nichts anfangen können. Von 550 heimischen Wildbienenarten nisten 520 im Boden.(Bild 2, 3, 4, 5)

Historische Rosen

Sie heißen „Orpheline de Juillet“ oder „Duchesse de Montebello“ und sind teils mehrere hundert Jahre alte Züchtungen – die historischen Rosen im Parterregarten. Dieser Bereich der Burg wurde Anfang der 20. Jahrhunderts angelegt und ist in einem barocken Stil angelegt. Die symmetrischen Wege werden in der Mitte von einem Brunnen unterbrochen. Neben den historischen Rosen zieren alte Buchsbäume die Beete. Zur Pflege der historischen Rosen kommen ausschließlich natürliche Mittel zum Einsatz. So wird beispielsweise Mehltau mit einem Milch-Wasser-Gemisch behandelt. Außerdem fördern wir aktiv Nist- und Versteckmöglichkeiten für Vögel und Igel, die eine Ausbreitung von „Schädlingen“ verhindern. (Bild 6)

Obst und Gemüsebeet an der Orangerie

An einem alten Standort wächst bald wieder junges Gemüse. An einem Hang hinter der Orangerie entsteht das neue Gemüsebeet der Burg Lenzen. Hierzu wurden alte Gemüsesorten vorgezogen und schon bald werden hier die ersten Tomatenpflanzen einen sonnigen Platz beziehen.

Dieser Bereich wurde ausgewählt, da er klimatisch gut liegt für einen Gemüsegarten. Zwischen Orangerie und der Mauer des Hauptaufgangs ist es gut geschützt und es erwärmt sich schnell. Das beweist auch der Blick in die Vergangenheit: Hier war auch früher schon der Nutzgarten der Burg angelegt. Wir sind gespannt auf diese erste Gemüsesaison und freuen uns darauf, einige verschiedene Anbaumethoden zu testen. Wie geht man am besten mit der Trockenheit um? Was ist denn eine Mulchwurst? Lassen sich Kartoffeln auch auf kleiner Fläche anbauen? Diesen und andere Fragen rund um den Nutzgarten wollen wir in diesem Jahr auf den Grund gehen. (Bild 7, 8)

Burg für Nashörner

Noch eine Burg im Burgpark! Unsere beiden FÖJler Tim und Phillip haben in den letzten Wochen im Park eine Käferburg angelegt. Hierbei wurde jede Menge Totholz verarbeitet und eine große Menge Rindenmulch aufgeschüttet.
Denn Totholz ist alles andere als tot. Es birgt jede Menge neues Leben. Viele verschiedene Arten sind von den verschiedensten Verrottungsstufen des Holzes abhängig. So z.B. auch der Nashornkäfer. Er ist der zweitgrößte heimische Käfer neben dem Hirschkäfer.
In unserem Rindenmulchhaufen am Wirtschaftshof haben wir letztes Jahr sehr viele von den eigentlich sehr seltenen Nashornkäfern und ihren Larven entdeckt. Die Käfer sollen nun in die geschützte und gut vorbereitete Käferburg umziehen, damit sich noch viele weitere Generationen dieser imposanten Krabbler entwickeln können. Übrigens dauert die Entwicklung von der Larve zum Nashornkäfer ganze fünf Jahre! (Bild 9, 10)

Aktuelle Öffnungszeiten

Seit dem 4. Mai hat das BUND-Besucherzentrum wieder täglich von 10 bis 18 Uhr für Gäste geöffnet. Sie können unsere Ausstellungen und den Shop unter den gegebenen Hygiene- und Abstandsregelungen besuchen. Der Besuch des Burgparks ist weiterhin kostenfrei. In diesen Schwierigen Zeiten freut sich jedoch auch unsere Einrichtung über jede Spende!

Autor Heiko Bölk ist stellvertretender Leiter des Besucherzentrum Burg Lenzen. Zu seinen Aufgaben gehört die konzeptionelle Gestaltung des Burgparks.

 

 

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 08.05.2020