Dem Biber auf der Spur

Um Wissen über Verbreitung und Häufigkeit des Bibers nutzen zu können, führt die Naturwacht jeden Winter ein Monitoring durch. Auch dieses Jahr werden alle Gewässer im Biosphärenreservat abgegangen, auf der Suche nach Spuren in den einzelnen Revieren des Elbebibers. Funde werden vor Ort online kartiert und als Datensatz gespeichert. Der Vergleich zu den Daten der Vorjahre gibt dann Auskunft über die Stabilität der Population und welche möglichen Reviere im Biosphärenreservat besetzt sind, auch wenn sich diese von Jahr zu Jahr etwas verschieben.
Derzeitige Nachkommen, welche nach zwei Jahren aus dem elterlichen Bau ausziehen müssen, haben sogar Schwierigkeiten ein eigenes Revier zu finden, da fast alle möglichen Reviere im Biosphärenreservat besetzt sind. Bei ihrer Wanderung durch besetzte Reviere werden sie dann auch von anderen Bibern angegriffen.

 

Spurensuche

Ausschau gehalten wird nach den unterschiedlichsten Spuren. Vor allem Wechselspuren, Fraß- oder Schnittplätze, Markierungshügel und Baue lassen sich finden; Dämme sind eher selten.
Wechselspuren sind an aus dem Wasser kommenden Furchen zu erkennen, die der Biber als Pfad immer wieder geht. Folgt man diesem Weg, gelangt man zu den ufernahen Bäumen, die dem Biber als Fraß- und Schnittplätze dienen. Die Unterscheidung ist simpel: Bei lediglich abgefressener Rinde handelt es sich um eine Fraßspur. Sanduhrförmige Spuren sind hingegen Schnittplätze, mit der Intention den Baum zu fällen. Die häufigsten Fraßspuren sind unter anderem der Grund weshalb das Monitoring im Winter stattfindet. In dieser Jahreszeit ist Baumrinde die Nahrung des Bibers, während sie im Sommer Krautiges fressen und weniger Fraßspuren an Bäumen hinterlassen. Hierbei ist der Biber wählerisch und frisst kein Tot-, sondern lediglich frisches Holz. Obwohl er weiche Bäume wie Weiden und Pappeln bevorzugt, gibt er sich auch mit anderen Baumarten zufrieden.
An den gefällten Bäumen der Schnittplätze entfernt er die Äste, um Dämme zu bauen oder seinen unterirdischen Bau mit Unterwasserzugang gründlich von oben abzudecken. An den besuchten Gewässern finden sich viele solcher Biberbaue. Zu beachten ist, dass viele dieser Baue inaktiv sind, da der Biber entweder ausgezogen ist oder es einer der zahlreichen Nebenbaue ist, die ein Biber in seinem Revier unterhält. Viele Baue bedeuten somit nicht viele Biberfamilien.
Zur Reviermarkierung legen Biber kleine Erdhaufen an, sogenannte Markierungshügel und markiert sie mit einem körpereigenen, stark riechenden Sekret – dem Bibergeil.
Die typischen, aber nicht so häufigen, Biberdämme legt der Biber dann an, wenn der Wasserspiegel zu niedrig ist. Der Damm staut das Wasser und der Wasserspiegel erhöht sich, sodass er jederzeit schwimmen und tauchen kann. Als Versteck- und Fluchtmöglichkeit ist dieser Zustand essentiell.

Die Aktivitäten des Bibers verbessern den Wasserhaushalt in Au- und Bruchwäldern und stellt diese damit wieder her. Für die Flusslandschaft Elbe ist das im ökologischen Sinne der natürlichste Zustand. Lichte Flächen durch Fällungen, Dämme und die aus ihnen resultierenden Biberseen sind nur einige der diversen Versteckmöglichkeiten und Lebensräume, die der Biber unbewusst für andere Tier- und Pflanzenarten, wie beispielsweise jungen Fischen in Dämmen und Amphibien in den Burgen, schafft.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 09.01.2023