Das Knarren ist immer seltener zu hören - Wachtelkönigmonitoring im Biosphärenreservat

Der Wachtelkönig ist ein vom Aussterben bedrohter Wiesenbrüter (Rote Liste Brandenburg, 2008). Jedes Jahr zwischen Mai und Juni werden seine Bestände in Brandenburg erfasst, im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe ist dafür die Naturwacht zuständig.

Bei der Erfassung wird eine Strecke entlang der potentiellen Lebensräume des heimlichen Bodenbrüters abgefahren, in regelmäßigen Abständen angehalten und an Kontrollpunkten nach rufenden Exemplaren gelauscht. Ist kein Wachtelkönig zu hören, wird mittels Klangattrappe der Ruf des Vogels abgespielt und auf eine Antwort gewartet. 2020 konnte der erste Wachtelkönig Ende Mai im Bereich Wehrgruppe Quitzöbel auf Sachsen-Anhaltinischen Flächen mehrfach nachgewiesen werden. Im Juni wurden im Rühstädt – Bälower Vorland drei Wachtelkönige registriert. Bei einer zweiten Kontrollfahrt konnte dann nur noch ein Rufer bestätigt werden.

Charakteristischer Grünland-Vogel

Der Wachtelkönig, auch Wiesenralle genannt, ist ein typischer Brutvogel der Flussniederungen. Ursprüngliche Bruthabitate sind wohl Seggen-Iris-Wasserschwadenwiesen in größeren Flusstälern sowie weitere, von Natur aus baumfreie Standorte mit höherer Vegetation. Auch Bergwiesen, Brachflächen und gelegentlich Getreidefelder (daher auch der englische Name Corncrake) werden besiedelt. Aktuell finden sich Wachtelkönighabitate fast ausschließlich in landwirtschaftlich genutztem Grünland. Dort kann der Vogel nur existieren, wenn das Land extensiv bewirtschaftet und die Mahd sehr spät im Juli/August durchgeführt wird. Ab Mai kann man seinen typischen knarrenden Ruf, rerrp-rerrp, vernehmen. Bei günstiger Witterung ist er bis zu einem Kilometer weit und oft die ganze Nacht zu hören.

Problem: Wasser

Zwischen 2001 bis 2006 konnten bis zu 60 Wachtelkönigreviere im Biosphärenreservat erfasst werden. In den darauffolgenden Jahren nahm der Bestand stetig ab. Das Junihochwasser 2013 verhinderte ein erfolgreiches Brüten der immerhin noch 22 Brutpaare. 2014 konnte ein besetztes Revier registriert werden, 2015 bis 2019 gelangen nur sporadisch Einzelnachweise. Wachtelkönigbestände unterliegen starken jährlichen Schwankungen. Wesentlichen Einfluss darauf hat der Wasserstand in den Brutgebieten, besonders Sommerhochwasser haben negative Auswirkungen auf den Bruterfolg. Aber auch Entwässerung und Grundwasserabsenkung durch Gräben, Drainagen u.ä. verschlechtern die Bedingungen in den Lebensräumen und führen zum Rückgang der Population. Weitere, hauptsächlich durch den Menschen beeinflusste, Ursachen für den Bestandsrückgang sind Habitatverschlechterung durch, Nahrungsmangel durch Pestizideinsatz und Brachfallen ertragsarmer oder schwer bewirtschaftbarer Flächen (dies geschieht im Biosphärenreservat allerdings nur kleinflächig und hat keine große Bedeutung). Das Verschwinden geeigneter Lebensräume erhöht zudem die Gefahr Beute von heimischen Säugetieren, wie z.B. dem Fuchs zu werden. Aber auch Waschbär, Mink und Marderhund, die ursprünglich nicht in Europa vorkamen haben möglicherweise einen negativen Einfluss auf die Wachtelkönigbestände.

Telemetrische Untersuchungen im Nationalpark Unteres Odertal konnten nachweisen, das 19 % der besenderten Wachtelkönige während der Wiesenmahd starben. Die Hälfte der überlebenden Tiere verließen nach der Mahd ihre Reviere, da das Mahdereignis eine starke Störung darstellt und Gelege und Jungvögel ausgemäht werden können. Andererseits werden durch die Nutzung Verbuschung und Verschilfung potentieller Habitate verhindert. Mit an die Brutzeit angepassten Mahdterminen (frühestens 15.7.) und eine Wachtelkönigfreundliche Mahd (z.B. stehen lassen von mind. 10 m breiten Streifen, Schnitthöhe mind. 10 cm, langsame Geschwindigkeit der Traktoren) können Brutverluste weitgehend verhindert und Habitate erhalten werden, so dass diese Charakterart der Flussniederungen weiter die sommerliche Nacht mit seinen Rufen erfüllt.

Weiterführende Literatur:

Mammen, U. et al. (2005): Grundlagen und Maßnahmen für die Erhaltung des Wachtelkönigs und anderer Wiesenvögel in Feuchtgrünlandgebieten, BfN Skripten 141
Bellebaum, J. (2016): Survival and departure of corncrakes Crex crex on managed breeding grounds, Ann. Zool. Fennici 53: 288 - 294

Autor Clemens Herche ist Mitarbeiter der Naturwacht im Biosphärenreservat.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 19.06.2020