400.000 Glasaale in Groß Schauener Seen ausgesetzt

Weil Aale wegen der vielen Hindernisse nicht mehr natürlich in die europäischen Flüsse wandern können, werden jedes Jahr Millionen Jungaale auch in den Brandenburger Gewässern ausgesetzt.

Mehr als 400.000 Glasaale, das sind Jungtiere mit etwa sieben Zentimetern Länge und einem Gewicht von 0,3 Gramm, wurden im Februar diesen Jahrs vor der französischen Atlantikküste gefangen und schließlich in 48 Styroporboxen heute nach Groß Schauen gebracht.

Frederik Buhrke von der Fischerei Köllnitz, die direkt an der Groß Schauener Seenkette liegt, hat die Glasaale aus Brandenburg an der Havel abgeholt. Die Stadt ist das Verteilzentrum für das Land Brandenburg. Hier werden die Transport-Boxen mit den Aalen an die Fischer der einzelnen Kreise ausgegeben.

Beim Aussetzen der Glasaale war in diesem Jahr auch der rbb mit Wetterreporterin Joana Jambo dabei. Kein Wunder, denn es ist schon etwas Besonderes, wenn die kleinen Glasaale, die bereits eine Atlantiküberquerung hinter sich haben, schlussendlich in die Flüsse und Seen Brandenburgs entlassen werden.

Der Aal ist vom Aussterben bedroht. Mit dem Besatz soll sich der Bestand an Aalen verbessern und eine natürliche Fortpflanzung gesichert werden. Eine nachhaltige Aalwirtschaft beinhaltet die Gewährleistung einer kontrollierten managementbasierten Bewirtschaftung der europäischen Aalbestände im Einklang von fischereilicher Nutzung, Vermarktung und Bestandserhaltung.

Das Wiederauffüllungsprogramm des Aalbestands wird aus Mitteln des Europäischen Meeres- und Fischereifonds EMFF, Landesmitteln und Eigenmitteln der Fischerei finanziert.

Die Heimat des Europäischen Aals (Anguilla anguilla) sind der Nordatlantik mit Nordsee und Ostsee und viele Gewässer des europäischen Kontinents von Südnorwegen bis in das Mittelmeer hinein sowie Nordafrikas. Er kommt also im Süß- wie auch im Salzwasser vor. Die adulten (ausgewachsenen) Tiere laichen in einem nur grob bekannten, durch Larvenfänge eingrenzbaren Bereich in der Sargassosee im südwestlichen Nordatlantik.

Die juvenilen (jugendlichen) Stadien, ausgehend von der frisch geschlüpften, kaum 2 mm großen Larve bis zur Weidenblattlarve, gelangen nach einer Wanderung von 5 - 6.000 km mit Hilfe des Golfstroms schließlich als Glasaale nach etwa 3 Jahren an die europäischen Küsten und steigen dann in die Fließgewässer auf. Sie verbleiben je nach geografischer Breite rd. 6 - 15 Jahre oder aber auch deutlich länger dort.

Der Aufstieg in die Fließgewässer ist jedoch nicht unproblematisch für die jungen Aale. Diese sind oft durch Staubauwerke versperrt. Fischtreppen ermöglichen nur eine eingeschränkte Wanderung. Auch die Glasaal-Fischerei an den Atlantikküsten von Portugal, Spanien, Frankreich und Großbritannien führt dazu, dass auf natürlichem Wege immer weniger Aale in ihre angestammten Gewässer kommen können.

Viele Jungfische werden in großen Farmen zu Speiseaalen aufgezogen oder landen direkt als Delikatesse in der Küche von Feinschmeckern. Auch der Klimawandel macht den Aalen zu schaffen, leicht erhöhte Wassertemperaturen und weniger Nahrung in der Sargassosee, der „Kinderstube“, können zu einer erhöhten Sterblichkeit führen.

Eine EU-Verordnung regelt mit festgesetzten Quoten seit einiger Zeit den Fang und die Verwendung von Glasaalen. Zurück zu den jetzt ausgesetzten Aalen in den Groß Schauener Seen. Besonders wichtig ist es, dass die Aale nach dem Aussetzen sofort einen Unterschlupf finden. Steinpackungen und Schilfgürtel eignen sich da als Verstecke besonders gut. Diese sind aber vom Ufer meist nur schlecht zu erreichen, deshalb unternahmen die Aale nach der langen LKW-Fahrt von Frankreich auch noch eine kleine Bootstour. Gleich nach dem Ausbringen schlängelten sich die kleinen Aale schnell in Sicherheit.

Der Fettgehalt der heranwachsenden Aale steigt im Laufe der Jahre auf 25 - 30 % der Körpermasse. Diese Energieeinlagerung ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Rückwanderung durch den Atlantik bis in die Sargassosee.

Spätestens nach 15 Jahren wandern sie als große Aale ab, wenn sie nicht vorher gefangen werden. Gefangen wird aber nur einen bestimmten Prozentsatz. Denn der Sinn des Projektes ist es, dass viele Aale abwandern.

Ziel ist, dass mindestens 40 Prozent der ausgesetzten Aale nach ihrem 8- bis 15-jährigen Leben im Binnenwasser die Rückwanderung in die Laichgebiete antreten und erfolgreich zur Reproduktion des europäischen Aalbestands beitragen.

Gebiet

  • Naturpark Dahme-Heideseen

Meldung vom 22.02.2022