Beringung von Jungstörchen

Ende Juni war es soweit: Der NABU-Kreisverband Prignitz beringte, zusammen mit Mitarbeitern der Biosphärenreservatsverwaltung und des NABU-Besucherzentrums Rühstädt, die Jungstörche im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg und benachbarten Gemeinden. Mit zwei Hebebühnen und zwei Teams ging es hinauf zu den Storchennestern, um die sich totstellenden Jungstörche mit jeweils zwei Ringen zu versehen: einen kleinen Alu-Ring ans eine Bein, einen großen, gelben Plaste-Ring (mit besser ablesbaren Zeichen) ans andere Bein. Zu dieser Zeit war ein Großteil der Jungstörche ansehnlich groß, auch wenn sie noch nicht fliegen können und auf die Futtergaben der Eltern angewiesen sind. Etwas überraschend wurden knapp zwei Wochen alte Jungstörche von der Hebebühne aus „entdeckt“ und bebrütete Eier. Es bleibt zu hoffen, dass die jungen Störche es bis zum Herbst schaffen, sich genug Energiereserven für den langen Flug anzufuttern.

Während der Zeit der Beringung erfahren die Storchenexperten jedes Jahr, wie es um den Storchennachwuchs und die Bestände in der Prignitz steht. Im Europäischen Storchendorf Rühstädt wurden in diesem Jahr (2021) 26 Storchenpaare gezählt. Mit dem Nachwuchs sieht es zahlenmäßig zunächst besser aus als in den letzten zwei–drei Jahren (circa 34 Jungstörche; Stand: 14.07.21) – jedoch ist ein in Storchenfachkreisen neues Problem aufgetaucht: ein voraussichtlicher Parasitenbefall der Störche. Noch ist zwar unklar, was viele der Jungstörche gesundheitlich negativ beeinträchtigt, es wurden von den Beringern etliche kleine, 2–3mm große „Fraßspuren“ an den Beinen entdeckt. Die Storchenbetreuer gehen derzeit von einem Parasitenbefall aus; genauere Untersuchungen sind in die Wege geleitet. Da es mehrfach zu Totfunden junger Störche gekommen ist, werden hier hinsichtlich der Jungstorchzahlen nur Circa-Angaben gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass nach den letzten drei trockenen Jahren – was zu einer schlechten Nahrungsverfügbarkeit für die Jungstörche führte und so zu verhältnismäßig wenigen flügge gewordenen Störchen – nun der Storchenpopulation der Prignitz nicht noch ein weiterer Schlag zugefügt wird.

Autor Jan Dierks ist Leiter des Besucherzentrum Rühstädt.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 02.07.2021