„Stadt-Land gestalten - Mach mit!“ - Beteiligungsprojekt zur Baukultur in ländlichen Räumen Brandenburgs gestartet
In diesem Jahr ist das Amt Lenzen – Elbtalaue Austragungsort für das seit 2015 jährlich in ländlichen Regionen Brandenburg stattfindende Beteiligungsprojekt „Stadt-Land gestalten. Mach mit!“. Am 8. Juli startetet das Projekt mit einer Bereisung des Gebiets. Unterstützt wird das Amt dabei durch die Brandenburgische Architektenkammer, dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung sowie einem Planungs- und einem Kommunikationsbüro.
Das Beteiligungsprojekt bietet die Chance, die interessante und besonders vielfältige Baukultur und Siedlungsgeschichte in einem der eindrucksvollsten Kultur- und Naturräume Brandenburgs vorzustellen. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und Institutionen vor Ort werden ein Jahr lang Stärken und Schwächen im Amtsgebiet beleuchtet, Probleme diskutiert und Lieblingsorte ausfindig machen.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Entwicklung von Zielen, die Voraussetzung sind für eine zukunftsorientierte und angemessene Stadt- und Dorfentwicklung mit harmonischen Ortsbildern und qualitätsvoller Architektur, unter besonderer Beachtung der Bestandspflege und Einbindung in die Kulturlandschaft.
In Arbeit ist ein Fragebogen, der in nächster Zeit an alle Bürgerinnen und Bürger im Amtsgebiet verteilt wird. Auch eine Reihe von Veranstaltungen sind in Planung. Die Termine werden rechtzeitig im Veranstaltungskalender des Biosphärenreservats veröffentlicht.
Das Projekt startete mit einer Bereisung mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Fachrichtungen und Institutionen. Besucht wurden z.B. das Rundlingsdorf Lanz mit seinen historischen Hopfenhöfen und der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gedenkstätte.
Begeistert von Cumlosen
Beeindruckt waren die Teilnehmenden auch vom Engagement der Cumlosener Bürgerrinnen und Bürger für ihr Dorf, insbesondere von der Entwicklung des Dorfgemeinschaftszentrums Rolandwurt. Hier liegen die Heimatstube Willi Westermann, das Küsterhaus mit Galerie und die ungewöhnliche große Dorfkirche dicht beieinander. Ergänzt wird das Ensemble durch Räumlichkeiten der Freiwilligen Feuerwehr.
Im Dorfzentrum des Elbedorfes hält stündlich der Plus-Bus. Das Dorf ist dadurch gut an den Bahnhof Wittenberge und an die Stadt Lenzen angebunden. Zunehmend wissen dies auch Tagesausflügler zu schätzen. Mit dem Bus können sogar Fahrräder komfortabel transportiert werden. Häufig werden hier Touren durch die Elbtalaue gestartet, denn nur wenige Meter weiter verläuft der beliebte Elberadweg.
Besuch beim BBM e.V.
Weiter den Elberadweg entlang - fast schon an der Grenze zu Mecklenburg - hat der Verein BBM e.V. im Marschhufendorf Unbesandten ein ganzes Bauerngehöft (bestehend aus niederdeutschen Hallenhaus, Durchfahrtscheune, Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude) erworben und saniert. In diesem Marschhufendorf reihen sich die Hofstellen mit anschließender Streifenflur direkt den Deich entlang. 2016 wurde der Verein für die Sanierung der Hofstelle mit dem Brandenburgischen Denkmalpreis ausgezeichnet. Die Abkürzung BBM bedeutet „Beobachter der Bediener von Maschinen“. Hier hat sich eine Künstlergruppe zusammengefunden, die in den Bereichen Kunst, Kultur, Natur- und Denkmalschutz wirkt.
Per Skype wurde eine Schalte nach Frankreich eingerichtet, so dass in der Ferienzeit auch aus der Ferne ein Austausch zur Arbeit des Vereins möglich war.
Abschluss in Lenzen
In einem Stadtrundgang in Lenzen und einer Führung durch Burg und Burgpark wurde die interessante Stadtgeschichte, die bis in das Jahr 929 zurückreicht, lebendig. Viele denkmalgerecht sanierte Gebäude prägen schon heute das Stadtbild. Doch auch der hohe Leerstand wird deutlich. Die Bestandsbauten prägen die Altstadt und sind aus städtebaulicher und denkmalpflegerischer Sicht wertvolle Zeugnisse, deren Erhaltung und fachgerechte Sanierung hohe Priorität beizumessen ist.
Wie Kunst in einer Stadt oder in der Landschaft wirkt, wurde an den Werken des Künstlers Bernd Streiter deutlich. Er schuf z.B. die Figurengruppe der „Lenzener Narrenfreiheit“ am Eingang zur Burg Lenzen, die Skulptur der „Anna Grieben“ vor dem Rathaus oder den „Caron“ auf dem Elbdeich in Mödlich. Was die Menschen vor Ort mit Kunstwerken im öffentlichen Raum verbinden oder was Besucher durch ihre Betrachtung mitnehmen, könnte eine der Fragen sein, der man im Projekt weiter nachgeht. Die Figurengruppe der „Lenzener Narrenfreiheit“ basiert auf dem Inhalt eines Briefes des Amtmannes Gijsels van Lier, in dem dieser1653 dem Preußischen Kurfürsten über die turbulenten Verhältnisse nach dem 30jährigen Krieg in Lenzen berichtete.
Den engagierten Amtmann Gijsels van Lier kennt wohl in der Region Lenzen jedes Kind. In Mödlich, bei den Bauern - die er besonders in sein Herz geschlossen hatte - wollte er begraben sein. An der Dorfkirche von Mödlich fand er seine letzte Ruhestätte. Die Kirche, direkt hinter dem Elbdeich gelegen, verfügt über eine besonders reiche Ausstattung.
In Lenzen steht vor dem fachgerecht sanierten Rathaus mit Ein-Zeiger-Uhr die Skulptur der „Anna Grieben“. Sie verschenkte einst zu Ostern Brezeln an Kinder und Erwachsene. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bereisung wurden in dieser Tradition beschenkt.
„Stadt-Land gestalten. Mach mit!“ ist ein Projekt der Brandenburgischen Architektenkammer zur Baukultur in ländlichen Räumen Brandenburgs in Kooperation mit dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg. Projektträger ist das Amt Lenzen-Elbtalaue.
Die Autorin Silke Last begleitet das Projekt fachlich.
Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 20.07.2020