„Ein wichtiges Vorbild ist für mich die Natur.“ – Nachgefragt beim Prignitzer Kräuterhof

Seit 2012 füht Cordula Schoenegge den Prignitzer Kräuterhof, der aus einem großen Garten, einem Hofladen und einer kleinen Töpferei besteht. Der naturnahe Garten enthält eine bunte Mischung sehr vieler unterschiedlicher Pflanzen, kann besichtigt werden und ist ein wichtiger Ort zum Sammeln und Ansehen von Heilpflanzen bei den hier stattfindenden Kräuterkursen. Im Hofladen gibt es selbst hergestellte Kräuterprodukte und Keramik zu kaufen.

Was hat Ihre Leidenschaft für den Garten entfacht?

Ich bin in der Stadt groß geworden und habe immer versucht in einem Stückchen Wald einen eigenen Garten anzulegen. Ich wollte auch immer Draußen sein, habe Blumensträuße gepflückt und mag ganz einfach Pflanzen. Mit 22 Jahren bin ich dann aufs Land gezogen und hatte mir sofort einen eigenen Garten angelegt.

Der perfekte Garten – wie sieht dieser Ihrer Meinung nach aus?

So wenig wie möglich in die Kreisläufe eingreifen lautet meine Devise. Natürlich muss kultiviert werden, besonders wenn es um die Ernte geht. Den Pflanzen Raum geben und sie einfach wachsen lassen, das klingt für mich nach einem perfekten Garten.

Haben Sie einen Garten, von dem Sie inspiriert wurden oder der Ihnen ein Vorbild ist?

Ein wichtiges Vorbild ist für mich die Natur.

Wenden Sie nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden in Ihrem Garten an und wenn ja, welche sind Ihnen besonders wichtig?

Die Kompostwirtschaft ist für uns ein zentrales Element. Guter Kompost spielt gerade bei Kartoffeln und Möhren eine wichtige Rolle. Wir verzichten auch auf künstlichen Dünger.

Eine hohe biologische Vielfalt ist für Ihren Garten kennzeichnend. Was tun – oder lassen Sie dafür?

Als wir hier her zogen gab es wenig Vielfalt. Die Flächen wurden landwirtschaftlich genutzt und einer unserer ersten Schritte bestand darin, ein natürliches Wachstum zuzulassen. In der Gärtnerei Teske besorgte ich Wildstauden oder ich habe nicht geschützte Wildpflanzen umgesetzt. Echtes Mädesüß und die Bärenschote zogen auf diese Weise in den Garten. Die Abnahme von Samen in der Landschaft oder deren Zukauf spielten beim Anlegen der Wildblumenwiese eine Rolle. Sobald sich die Pflanzen einmal etabliert haben, ist es wichtig eine natürliche Vermehrung zu zulassen. Hier lautet meine Devise so wenig wie möglich in diese Prozesse einzugreifen. (Foto: Baldrian wird mitten im Beet stehen gelassen, natürliche Standortwahl). Zusätzlich legten wir Teiche an, welche Molchen, Kröten und Libellen Lebensraum bieten. Die Sumpfdotterblume siedelte sich auch an. Steinhaufen sind der ideale Rückzugsort für Eidechsen und andere Gartenbesucher. Stauden können über den Winter stehen bleiben und nützen Insekten als Überwinterungsquartier oder Brutstätten. Für Vögel hängen wir Nistkästen auf, Meisen und Spatzen nehmen diese gerne an. Seit kurzem beheimaten wir eine Schleiereule, für die ein großer Eulenkasten bereit steht.

Können Sie drei Pflanzen empfehlen, die in Ihrem Garten für Bienen oder Insekten eine besondere Bedeutung haben?

Insekten lieben diverse Sorten Mohn, außer den Kalifornischen Goldmohn. Viele Lippenblütler sind ideal für Insekten, besonders der Wiesensalbei mit seinen blauen Blüten wird gerne angeflogen. Thymian und Taubnessel (Foto) gehören ebenfalls zu den Favoriten und auch der Blaurote Steinsame hat bei uns seinen Platz.

Welches besondere Erlebnis hatten Sie mit tierischen „Mitbewohnern“ Ihres Gartens?

Hin und wieder finde ich unerwartet Igel. Zum Beispiel unter Laubhaufen. Über solche Begegnungen freue ich mich dann.

Wie viel verschiedene Kulturpflanzen wachsen in Ihrem Garten? Gibt es wildlebende Pflanzen, die Sie besonders schätzen und deshalb hegen und pflegen?

Eine besondere Wertschätzung erfährt bei mir die Gundelrebe (Gundermann). Im letzten Jahr setzte ich die Art in einen Blumenkasten und in diesem Jahr zieht sie schon weiter und wächst wild. In extrem trockenen Zeiten gieße ich die Gundelrebe auch, damit sie nicht wieder verschwindet. Bei den Kultursorten habe ich eine ganze Menge Gemüse, Blumen, Gehölze – insgesamt bestimmt einige Hundert Sorten.

Der Klimawandel zeichnet sich immer mehr ab, hohe Temperaturen und Wassermangel fordern Pflanzen und Gärtner heraus. Welche Möglichkeiten sehen Sie zum sparsamen Umgang mit Wasser?

Wir sammeln an vielen Stellen Regenwasser und haushalten generell sehr sparsam mit Wasser. Wir verzichten mittlerweile auch auf die Bewässerung von Blumenbeeten. Ist eine Bewässerung nötig, dann versuchen wir gezielt und Tröpfchenweise die Pflanzen zu versorgen. Damit das funktioniert, werden standortangepasste Pflanzen benötigt. Kräuter wie Thymian, Salbei und Beifuß kommen zum Beispiel sehr gut mit Trockenheit zurecht. Das Mulchen ist eine sinnvolle Methode um weniger gießen zu müssen. Allerdings beginnen die Probleme bei lang anhaltender Trockenheit, denn dann trocknen die Mulchschichten und der darunter liegende Boden aus. Eine erneute Durchnässung dauert dann wieder lange.

Die Corona- Pandemie fordert große Einschränkungen von allen, die Betroffenheit ist verbreitet sehr groß. Haben Sie Möglichkeiten alternativer Angebote für Ihre Kunden?

Meine regulären Kräuterseminare mussten bisher leider alle ausfallen. Aus meiner Keramikwerkstadt gibt es aber weiterhin meine beliebten Ohrenkneiper-Hüte und andere tolle Keramikwaren. Auf meiner Webseite werden die nächsten Seminartermine bald veröffentlicht.

 

 

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 07.05.2020